Ein Himmel voller Schokolade
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- Artikel-Nr.: 9783936084931
- Leseprobe: Das Fach über dem Kühlschrank war leer bis auf ein Päckchen Knäckebrot. Pauline stieg vom Stuhl und schnaubte verächtlich. Knäckebrot – sollte das ein Witz sein? Keine Schokolade im Haus? Schokolade liebte Pauline über alles. Schokolade und alles, wo Schokolade drin oder dran war. Sie öffnete die Kühlschranktür. Mistmistmist, nicht mal ein Schokopudding … Ärgerlich starrte sie das Nutellaglas an. Da war schon heute früh nicht mehr viel drin gewesen. Sie könnte den Rest jetzt aufessen, aber dann hatte sie morgen nichts zum Frühstück. Pauline runzelte die Stirn und überlegte. Halt, vielleicht im Schrankfach unter ihren T-Shirts! Manchmal versteckte sie dort ein paar Schokoriegel vor sich selbst, sozusagen als eiserne Reserve. Sie wühlte ihre Sachen durcheinander, aber da war nichts mehr. Sie ging zurück in die Küche und schnappte sich das Nutellaglas. Genüsslich löffelte sie es aus. Aber ihr Hunger auf Süßes war noch nicht gestillt. Sie lief ins Wohnzimmer. In der Schale auf dem Tisch lagen ein paar Gummibärchen; na, besser als nichts. Ihre Hausaufgaben waren schnell erledigt. Hm, jetzt einen Schokoriegel zur Belohnung … Sie warf sich auf ihr Bett und starrte die Decke an. Ihr Vater würde erst übermorgen wieder zu Hause sein; seine Firma hatte ihn zu irgendeinem wichtigen Kongress nach Hamburg geschickt. „Schade, dass du keine Ferien hast, Pauline, sonst hätte ich dich mitgenommen“, hatte er gesagt, als er sich von ihr verabschiedete. Pauline seufzte. Sie mochte es nicht, wenn ihr Paps nicht da war. Und sie brauchte jetzt wirklich dringend etwas Süßes. Doch ihr Sparschwein war 6 leer, das Taschengeld längst ausgegeben … Mist! Ihren Paps hätte sie um den Finger wickeln und um Geld bitten können, aber Mutti würde nur das sagen, was sie immer sagte – Pauline kannte es schon auswendig: „Was, Kind, dein Taschengeld ist schon wieder alle? Wofür hast du es ausgegeben, für Süßigkeiten?“ Und es würde weitergehen mir Vorhaltungen und Ermahnungen: Sie hätte doch bestimmt schon wieder zugenommen, wohin das noch führen sollte und schade um das viele Geld, das sie für das letzte Abnehmprogramm ausgegeben hätten … Und zum Schluss wie immer dieser Satz: Nimm dir ein Beispiel an mir … Pauline wurde wütend, als sie daran dachte. Wo stand eigentlich geschrieben, dass alle Menschen dünn sein müssten? Ihre Mutter hatte gut reden, die konnte freilich essen, was und wie viel sie wollte, ohne auch nur ein Gramm zuzunehmen. Bis vor ein paar Jahren, bis Nick kam, war sie Tänzerin am Theater gewesen – klassisches Ballett. Nach einem Zusatzstudium arbeitete sie jetzt als Choreografin und war wieder genau so schlank wie vor Nicks Geburt. Sie dagegen … Vier Kilo hatte sie letztens während des 12-wöchigen Programms, das „Power Kids“ hieß, abgenommen. Aber die vier Kilo waren ganz schnell wieder drauf gewesen. Alles für die Katz sozusagen. Pauline seufzte und schaute zur Uhr. In spätestens einer Stunde musste sie Nick, ihren kleinen Bruder, vom Kindergarten abholen, denn ihre Mutter würde heute später von der Arbeit kommen. Zeit genug, um vorher am Supermarkt vorbeizugehen. Nur woher Geld nehmen – sie besaß keinen einzigen Euro mehr. Natürlich wusste sie, dass in der Schublade unter dem Bücherregal immer ein paar Scheine lagen, für den Notfall, falls man schnell einmal Bargeld brauchte. Aber sie wusste auch, dass es eigentlich Diebstahl war, wenn sie sich etwas davon nahm. Nicht 7 nur eigentlich – es war Diebstahl, ganz klar. Nein, stehlen kam nicht infrage. Und wenn sie sich doch ein paar Euro nahm und vom nächsten Taschengeld wieder zurückzahlte? Dann wäre es nicht gestohlen, sondern nur geliehen, redete sie sich ein.
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